Nachrichtenauswahl
bei FAZ und ZDF-heute-journal

Nach welchen Kriterien suchen Journalisten aus der Vielzahl der täglichen Angebote die Nachrichten aus, die sie publizieren? Nach einer zunächst theoretischen Auseinandersetzung (hier ein guter wikipedia-Artikel dazu) haben wir zwei Wochen lang täglich das erste „Buch“ der FAZ und das gesamte heute-journal inhaltsanalytisch ausgewertet. Unser Kriterium für die Bewertung war die Anzahl der Nennungen der Begriffe „AfD“ oder „Grüne“ im Text bzw. in der Sendung.

Unsere Redaktionsbesuche bei der FAZ und beim ZDF-heute-journal gaben uns Einblicke in die Abläufe.
So entsteht täglich die FAZ im Laufe eines Tages.


Grafik: Konstanze Werner



Grafik: Konstanze Werner


Erkennbar wurde: Journalisten warten nicht auf Ereignisse, sondern sie planen: lang-, mittel- und kurzfristig, können aber auch schnell reagieren. Für ein hoch arbeitsteiliges Medium wie das Fernsehen dauern die Abläufe länger als für ein tagesaktuelles Print-Produkt.

Unser erster Befund überrascht nicht: Im ersten, stark Politik-orientierten Buch der FAZ wurden AfD und Grüne häufiger genannt als in der rund 30-minütigen Mehr-Themen-Sendung heute-journal.

Grafik: Konstanze Werner nach Auswertungen der Studierenden

Dennoch ist auch auf den ersten Blick zu erkennen, dass die AfD doppelt so häufig genannt wurde wie die Grünen.
Das bestätigt auch die prozentuale Auswertung:

Grafik: Konstanze Werner nach Auswertungen der Studierenden

Lag die unterschiedliche Berücksichtigung vielleicht an besonderen Ereignissen?

Natürlich war die Landtagswahl in Rheinland-Pfalz im März mit dem Einzug der AfD – wie oft vermutet zu Lasten der lange Zeit demoskopisch vorne liegenden CDU – ein besonderes Ereignis. Doch gab es im April auch einen Parteitag der Grünen, der ebenfalls zu Berichterstattung Anlass gab.

Und natürlich bedeutet Berichterstattung über eine Partei nicht zugleich Stimmengewinn für diese Partei. Doch steigert eine verstärkte mediale Berücksichtigung natürlich den Bekanntheitsgrad und lenkt die Aufmerksamkeit.
Haben die Journalisten die AfD also „groß“ gemacht? Unsere kleine Pilotstudie scheint diesen Befund zu bestätigen.

Im Wintersemester 2016 ging es dann weiter mit dem Projekt "Eine Zeitung entsteht". Dabei entstand auch unsere eigene Zeitung: "Runter vom Sofa"[mehr].

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